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Neue Wege in der Krebsforschung eröffnen – gemeinsam, mutig und entschlossen

Im Vorfeld des Weltkrebstages kündigt Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger für das fünfte Jahr der Nationalen Dekade gegen Krebs gleich mehrere neue Förderrichtlinien an. Mit innovativen Ansätzen eröffnen diese Raum für die Aufklärung drängender Fragen der Krebsforschung.

Artikelbild/Dashboard Weltkrebstag 2023 Artikelbild/Dashboard Weltkrebstag 2023
Mit umfangreichen Förderungen stellt das BMBF die Weichen für eine Zukunft, in der weniger Menschen an Krebs erkranken. © Nationale Dekade gegen Krebs

„Exzellente Forschung ist die stärkste Waffe gegen Krebs. Und die Nationale Dekade gegen Krebs ist unsere gemeinsame Kampfansage“, betont Bettina Stark-Watzinger auf dem Zukunftsforum „Future X Change“ in Berlin anlässlich des Weltkrebstags 2023. Sie kündigt für das kommende fünfte Dekadenjahr gleich mehrere neue Förderrichtlinien an.

„Wir müssen noch viel stärker ausgetretene Pfade verlassen und neue Wege gehen – noch interdisziplinärer, kooperativer und noch mehr auf Augenhöhe“, so Stark-Watzinger.

Die Nationale Dekade gegen Krebs

wurde 2019 vom BMBF initiiert. Sie bündelt alle Kräfte, um der Krebsforschung in Deutschland einen neuen Schub zu geben und Innovationen schneller ans Krankenbett zu bringen.

Das Ziel: Weniger Menschen sollen an Krebs erkranken, Krebs soll früher erkannt, besser behandelt und Forschungsergebnisse schneller in die „Praxis“ transferiert werden.

Das BMBF geht voran, um diesen Kulturwandel zu erreichen — sowohl mit neuartigen Partnerschaften als auch mit einem kreativen Ausschreibungsformat und dem Ausbau wichtiger Forschungs- und Vernetzungsstrukturen in Deutschland.

1.  Risikoadaptierte Prävention

Es bedarf innovativer Strategien für die bessere Prävention und eine frühere Diagnose von Krebserkrankungen — denn jede Krebserkrankung ist individuell und muss auch so behandelt werden. Daher fördert das BMBF im Rahmen der Dekade gegen Krebs abgestimmt mit ihrem Partner Deutsche Krebshilfe Forschung zu risikoadaptierter Prävention. Eine außergewöhnliche öffentlich-private Partnerschaft für die Krebsforschung.

Förderrichtlinie Risikoadaptierte Prävention

Am besten ist, wenn Krebs gar nicht erst entsteht. Daher wird das BMBF eine Förderung zu Risikoadaptierter Prävention ausschreiben.

Was bedeutet „risikoadaptiert“?

Empfehlungen sind am Durchschnitt der Bevölkerung orientiert. Doch es gibt immer Menschen, die ein höheres oder niedrigeres Risiko für eine Erkrankung haben als die Allgemeinheit. Das gilt auch bei Krebs. Wenn z.B. eine erblich erhöhte Wahrscheinlichkeit für die Erkrankung vorliegt oder eine Person anderweitig belastet ist, wie durch Rauchen oder Übergewicht, kann es sinnvoll sein, Früherkennungsmaßnahmen in einem früheren Lebensalter oder in kürzeren Abständen durchzuführen. In diesem Sinne muss die Krebsprävention von Morgen individueller auf die einzelnen Menschen zugeschnitten werden, um jeder und jedem optimale Präventions- und Früherkennungsmaßnahmen anbieten zu können.

2. Die großen Herausforderungen der Krebsforschung

Es gibt immer noch eine ganze Reihe von ungelösten Fragen der Krebsforschung. Zukunftsweisende Lösungsansätze werden nun im Rahmen der Dekade gegen Krebs mit einem innovativen wettbewerblichen Format gefördert: mit einer Grand Challenge-Förderrichtlinie zu den Themen Metastasierung, Immuntherapie und Tumorumgebung.

Forschende sind aufgerufen, sich in interdisziplinären Teams zusammenzutun und mit den jeweils besten Forschungsideen und -themen gegeneinander anzutreten. Dabei stehen nicht nur die Teams im Wettbewerb miteinander, sondern auch die Forschungsfragen: Die Verbünde können ihre Projekte auf drei vorgegebene Themengebiete ausrichten, die das große Potenzial haben, die Herausforderungen und Hindernisse bei der effektiven Vermeidung oder Behandlung von Krebserkrankungen in absehbarer Zeit zu überwinden. Am Ende werden bis zu zwei Forschungsverbünde mit den innovativsten Ansätzen zur Förderung ausgewählt.

Mehr zur Förderrichtlinie der Grand Challenges

Eine wichtige ungelöste Frage betrifft die Metastasenbildung. Sie führt bei etwa 90 Prozent der Betroffenen zum Tod. Ein weiteres prioritäres Thema ist die Wandlungsfähigkeit von Krebszellen im Zusammenspiel mit der Tumorumgebung. Die Zellen in direkter Nähe zum Tumor werden durch ihn so manipuliert, dass sie sein Wachstum unterstützen und ihm helfen, sich der körpereigenen Abwehr zu entziehen. Zu guter Letzt gilt es, die zellulären Immuntherapien weiterzuentwickeln und ihr Potential voll auszuschöpfen.

Es wird angeregt, für die Entwicklung innovativer Lösungsansätze zu diesen drei Themengebieten auch die Perspektiven und Denkweisen nicht-onkologischer Fachrichtungen einzubeziehen.

3. Ausbau des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen

Im NCT sind Spitzenforschung und Versorgung unter einem Dach vereint; Forschungsergebnisse gelangen so schneller zu den Menschen und Versorgungsdaten können unkomplizierter in die Forschung einfließen. Im Rahmen der Dekade wird die Standortanzahl des NCT verdreifacht.

Mehr zum finalen Ausbau des NCT

Spitzenforschung benötigt entsprechende Strukturen. Nach der Strategiephase wird nun der finale Ausbau des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) in der Dekade gestartet. Die neuen NCT-Standorte sind:

  • Berlin
  • Köln/Essen
  • Tübingen/Stuttgart-Ulm
  • Würzburg mit den Partnern Erlangen, Regensburg und Augsburg.

Durch die Netzwerkstruktur ist die Strahlkraft größer als die Summe der Einzelstandorte.

An allen Standorten wird es Patientenräte geben, die darauf achten, dass die Belange der Betroffenen einfließen.

4. Modellhafte Umsetzung besserer Vernetzungsstrukturen

Besserer Vernetzung bedarf es nicht nur im Bereich der Spitzenforschung, sondern auch und besonders zwischen Forschung und Versorgung in der Breite. Daher fördert das BMBF in ausgewählten Modellregionen konkrete Anwendungsfälle, die einen Nutzen für Patientinnen und Patienten sowie die dauerhafte Weiterentwicklung der personalisierten Krebsmedizin erwarten lassen. Es hat dazu die Richtlinie zur Förderung von Forschungsverbünden zur wissensgenerierenden Vernetzung von Forschung und Versorgung in Modellregionen ausgeschrieben. Funktionsfähige Kooperationen zwischen Forschung und Versorgung sollen in Modellregionen weiterentwickelt und erprobt werden, um dann bestenfalls deutschlandweit ausgebreitet werden zu können.

Neue Wege

In den Modellregionen kann mit verschiedenen Lösungsansätzen experimentiert werden. Dabei sind auch Synergieeffekte bereits vorhandener Strukturen zu erheben und zu nutzen und bestehende Prozesse zu optimieren — eine Möglichkeit, um mit vergleichsweise wenig Ressourceneinsatz große Verbesserungen zu erzielen.

Richtlinie zur Förderung von Forschungsverbünden zur wissensgenerierenden Vernetzung von Forschung und Versorgung in Modellregionen

Onkologische Spitzenforschung findet in Deutschland insbesondere in den universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen statt. Zwischen ihnen wurden in den letzten Jahren Kooperationsstrukturen geschaffen, die neue Verfahren schneller zu den Patientinnen und Patienten bringen. Dies soll nun in Anwendungsbeispielen weiter ausgebaut, Versorgungs- und Registerdaten besser für die Forschung genutzt und mehr Patientinnen und Patienten in klinische Studien aufgenommen werden.

Es soll weitere Kooperationen zwischen Forschungseinrichtungen sowie der Routineversorgung in den Universitätsklinika, qualifizierten Krankenhäusern und onkologisch tätigen Praxen geben. Dabei ist auch die Verbesserung des Datenaustausches untereinander und der Kompatibilität der Daten in den Blick zu nehmen.

Als federführende Einrichtung für die Use Cases soll in jedem Fall ein universitäres Krebszentrum mit etablierter klinischer Spitzenforschung fungieren.

Partizipation

In alle Projekte werden Patientinnen und Patienten einbezogen. Sie erhalten die Möglichkeit, die Patientensicht in den Forschungsprozess einzubringen. Damit Patientenbeteiligung in der Krebsforschung gelingt, hat die Nationale Dekade gegen Krebs im vergangenen Jahr 2022 mit Schwerpunkt auf der Einbindung von Betroffenen die Allianz für Patientenbeteiligung in der Krebsforschung in Deutschland ausgerufen. Bisher haben sich 82 Institutionen angeschlossen und sich verpflichtet, die Prinzipien der Patientenbeteiligung in der Krebsforschung in ihrer Institution umzusetzen.

Einen Teil der Veranstaltung können Sie hier im Livestream nachverfolgen.

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