

Auf der Konferenz "Europe: Unite against Cancer" trafen sich die Forschungsminister des EU-Ratspräsidentschaftstrios Deutschland, Portugal und Slowenien und verabschiedeten eine gemeinsame Erklärung für eine starke europäische Krebsforschung.
Die hochrangig besetzte Veranstaltung fand am 13. Oktober 2020 unter Schirmherrschaft der deutschen EU-Ratspräsidentschaft statt; Veranstalter war das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Drei Länder haben die EU-Ratspräsidentschaft bis Ende 2021 inne: Am 1. Juli 2020 hat Deutschland für sechs Monate den Ratsvorsitz übernommen. Zum ersten Halbjahr 2021 wird es von Portugal abgelöst, dem im zweiten Halbjahr Slowenien folgt.
Der Dreiervorsitz wird eng mit der EU-Kommission bei der Ausarbeitung und Umsetzung des Europäischen Plans zur Krebsbekämpfung zusammenarbeiten.
Mit der Nationalen Dekade gegen Krebs sowie dem vom Bundesgesundheitsministerium 2008 aufgestellten Nationalen Krebsplan wurden auf nationaler Ebene bereits klare Akzente für die Krebsbekämpfung gesetzt. In der virtuellen Konferenz wurde nun über gemeinsame Wege zur Stärkung der europäischen Krebsforschung beraten.
Neben politischen Entscheidungsträgerinnen auf höchster EU-Ebene wie der EU-Kommissarin Stella Kyriakides und der stellvertretenden Vorsitzenden des Mission Board Cancer bei der Europäischen Kommission Christine Chomienne, kamen auch Vertreterinnen und Vertreter europäischer Patientenorganisationen und relevanter Forschungsinitiativen sowie internationaler Gesundheitsinstitutionen zu Wort. Darunter beispielsweise Kathi Apostolidis, Präsidentin der European Cancer Patient Coalition, Anton Berns vom wissenschaftspolitischen Ausschuss der European Academy of Cancer Sciences und Elisabete Weiderpass, Direktorin der International Agency for Research on Cancer (Weltgesundheitsorganisation WHO). Sie tauschten sich über den Stand der nationalen und europäischen Krebsforschung aus und betonten die Notwendigkeit von Translation und Patientenbeteiligung sowie struktureller Veränderungen, die eine bessere Vernetzung von Forschung und Versorgung ermöglichen. Bürgerinnen und Bürger wurden in den Dialog einbezogen: Sie konnten die Veranstaltung im Livestream mitverfolgen und sich per Interaktionstool Slido während der Podiumsdiskussionen mit ihren Fragen direkt an die Experten und Expertinnen wenden.
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek: „Gemeinsam und vernetzt und vor allem mit den Patientinnen und Patienten zusammen wird Europa im Kampf gegen Krebs erfolgreicher sein.“
BMBF/Rickel
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek betonte in ihrer Eröffnungsrede die beispiellose Aufbruchstimmung auf europäischer Ebene. Diese manifestiert sich in der Krebsmission innerhalb des neuen EU-Forschungsrahmenprogramms Horizont Europa und dem europäischen Krebsbekämpfungsplan, die beide eng verknüpft sind. „Deutschland unterstützt diese Initiativen nachhaltig“, erklärte die Ministerin.
Sie verkündete, Deutschland werde seinen Beitrag zum europäischen Fördernetzwerk TRANSCAN um weitere zwei Millionen Euro aufstocken. Ziel dieses im Jahr 2011 ins Leben gerufenen Netzwerks ist die Koordinierung von Forschungsaktivitäten europäischer Länder im Bereich der translationalen Krebsforschung. Als „translational“ wird eine anwendungsnahe Krebsforschung bezeichnet, wenn also Innovationen schnell ans Krankenbett gelangen.
Mehr zu TRANSCAN und den weiteren europäischen Programmen zur Krebsbekämpfung
PSt Thomas Rachel, Vorsitzender des Strategiekreises der Nationalen Dekade gegen Krebs: „Krebsforschung muss zuallererst den Menschen nutzen.“
BMBF/Hans-Joachim Rickel
Ministerin Karliczek forderte, Patientinnen und Patienten stärker in die Forschung einzubinden. „Um diesen wichtigen Prozess zu unterstützen, werden wir gemeinsam mit unseren Trio-Partnern der Ratspräsidentschaft eine Initiative ins Leben rufen, damit die Einbindung von Betroffenen in Europa zum Standard wird. Damit wollen wir die europäische Krebsforschung stärken und weiter voranbringen.“
Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatssekretär (PSt) bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, stellte die Nationale Dekade gegen Krebs vor, deren Strategiekreis er vorsteht. Er bekräftigte: „Wir wollen Patientinnen und Patienten zu Entscheidungsträgern ihrer Behandlung machen.“ Im Rahmen des regen Austauschs während der Podiumsdiskussion „Translationale Krebsforschung und Patienteneinbindung“ widersprach er Bedenken, ob Betroffene genügend Verständnis für komplexe Forschungszusammenhänge hätten: „Wir haben in Deutschland positive Rückmeldungen zur Patientenbeteiligung von Betroffenen und Forschenden.“
Manuel Heitor, der portugiesische Minister für Wissenschaft, Technologie und Hochschulbildung forderte alle europäischen Länder auf, einem umfassenden translationalen Krebsforschungsansatz von der Prävention bis zur Versorgung eine größere Bedeutung beizumessen. Er verwies darauf, dass die Verknüpfung von Forschung und Gesundheitsversorgung onkologische Spitzenzentren erfordere und diese international zusammenarbeiten müssten, um eine kritische Masse für die Realisierung einer personalisierten Krebsmedizin zu erreichen.
Simona Kustec, slowenische Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Sport, berichtete über den hohen Nutzen koordinierter Maßnahmen aus nationaler Erfahrung: Das während der EU-Ratspräsidentschaft ihres Landes 2008 initiierte erste Nationale Krebsprogramm Sloweniens konnte die Zunahme der Krebsfälle im Land verlangsamen und die Überlebensrate von Krebspatientinnen und -patienten erhöhen. 2020 sei zudem erreicht worden, dass neben dem Basisdatensatz weitere Diagnose- und Behandlungsvariablen in die nationalen klinischen Krebsregister aufgenommen werden; diese stehen für die klinische Forschung zur Verfügung und erlauben eine Kontrolle der Qualität der Krebsversorgung.
Ministerin Anja Karliczek und ihre AmtskollegInnen Simona Kustec (Slowenien) und Manuel Heitor (Portugal) nach der Unterzeichnung.
Screenshot BMBF-Livestream
Zum Abschluss der Veranstaltung unterzeichneten die Forschungsministerinnen Anja Karliczek und Simona Kustec und ihr portugiesischer Amtskollege Manuel Heitor eine gemeinsame Erklärung, in der sie die EU-Mitgliedstaaten aufrufen, nationale Initiativen zur Krebsforschung zu stärken und weiterzuentwickeln und diese auf europäischer Ebene zu vernetzen. So könne ein wesentlicher Beitrag zur Krebsmission des 2021 startenden EU-Forschungsrahmenprogramms "Horizont Europa" geleistet werden.
Die Deklaration im Volltext, PDF (englisch)
Zum Abschluss hob Anja Karliczek die Bedeutung der gemeinsamen Erklärung für eine exzellente europäische Krebsforschung hervor und appellierte an alle EU-Mitgliedstaaten, sich der Initiative anzuschließen: „Für die Gesundheit unserer Bürgerinnen und Bürger.“
Karliczek: Europa gemeinsam gegen Krebs, PDF (Pressemitteilung BMBF)
Karliczek: Europe united against Cancer, PDF (Press release BMBF)
Das Programm der Veranstaltung, PDF
Die Fördermaßnahme ERA-NET TRANSCAN (BMBF)
Übersicht der wichtigsten Programme und Initiativen der Krebsbekämpfung auf europäischer Ebene